Um angesichts der angespannten Berliner Haushaltslage in den kommenden Jahren Geld einzusparen, erwägt Berlins Bausenator Christian Gaebler (SPD), Schulen künftig kleiner zu bauen. In den vergangenen Jahrzehnten sei „der Normal extrem hochgesetzt worden, auch, was den Platzbedarf betrifft“, zitiert die „Berliner Morgenpost“ den Senator. „Da kann man sicher auch wieder eine Nummer kleiner bauen, ohne dass die Kinder deswegen weniger vernünftig unterrichtet werden können.“
Derzeit ist nach Angaben der „Berliner Morgenpost“ vorgesehen, dass beim Bau einer dreizügigen Grundschule professional Schulkind 7,4 Quadratmeter an pädagogischer Nutzfläche entstehen. Im Fall einer vierzügigen Integrierten Sekundarschule sollen es 8,8 Quadratmeter sein. „Schon bei einer geringen Unterschreitung hat die Bildungsverwaltung gesagt, das geht nicht, das sind alles Mindestwerte, davon darf man nicht einen Quadratzentimeter abweichen“, sagte Gaebler der Zeitung. „Hier müssen wir flexibler werden.“
Sicherlich pädagogisch alles ganz toll, aber enorm groß – und teuer.
Christian Gaebler (SPD), Bausenator, über die neue Compartmentschule an der Allee der Kosmonauten.
Tatsächlich bindet der Schulbau in Berlin professional Jahr mindestens eine Milliarde Euro. Fachleute machen allerdings ein großes Fragezeichen hinter die Erwartung, in diesem Bereich wirksam und nachhaltig sparen zu können.
Im Fokus der Haushälter stehen nämlich vor allem die sogenannten Lern- und Teamhäuser, die an die Stelle der früheren „Flurschulen“ getreten sind. Sie haben einen etwas größeren Raumbedarf. Das liegt daran, dass es statt der Flure große Begegnungszonen, auch „Foren“ genannt, gibt. Sie sind einerseits „Verkehrsfläche“ wie die Flure, andererseits aber auch der gemeinsame Austausch-, Aufenthalts- oder auch Lernort der dort ansässigen Klassenverbände.
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Knapp 20 dieser Schulen sind insgesamt schon fertig oder in Planung: Die erste entstand als Grundschule in Pankow (2023), die bisher größte wurde im Frühjahr 2024 in der Allee der Kosmonauten in Lichtenberg eröffnet und ist eine Doppelschule aus Sekundarschule und Gymnasium. Über die letztgenannte Schule sagte Gabeler der „Berliner Morgenpost“: „Sicherlich pädagogisch alles ganz toll, aber enorm groß – und teuer.“
Landeselternsprecher verteidigt Compartmentschulen
Landeselternsprecher Norman Heise verteidigt die neuen, Compartmentschulen genannten Gebäudetypen indes gegen die Begehrlichkeiten der Sparfüchse. „Compartmentschulen als moderner technischer Normal sind keine Kostentreiber“, betonte er Anfang vergangener Woche im „Tagesspiegel“.
Heise kennt sich aus, da er von Anfang an ehrenamtlich in der Schulbauoffensive mitgewirkt hat. Nach seiner Erfahrung „sind es eher die Landes-, Bundes- und Europa-Rechtsverordnungen“, die als Kostentreiber wirken. Denn mittels dieser Verordnungen werden Requirements eingefordert, „die kaum etwas mit dem Konzept der Lern- und Teamhäuser zu tun haben“. Besonders teuer ist die Energieeffizienz, aber auch nachhaltige Materialien gehen ins Geld. Ebenfalls kostenintensiv und nicht verhandelbar: alle Zusatzausstattungen, die mit der inklusiven Ganztagsschule einhergehen.
„Es gibt 3900 Din-Normen und 20.000 Regeln für das Planen und Bauen in Deutschland“, hieß es dazu auch aus der Abteilung für Schulbau im Berliner Senat. Die Berücksichtigung und Einhaltung dieses „Gestrüpps“ an Vorschriften verteuere den Neubau mehr als die leicht größeren Platzbedarfe der Lern- und Teamhäuser. Hinzu kommen lange Planungszeiten, die zur Verteuerung beitragen, wie jüngst eine Studie der Fachgemeinschaft Bau zeigte. (Tsp)