Der Chef muss mitmachen: Firmen sind dazu verpflichtet, Mitarbeitenden eine betriebliche Altersvorsorge anbieten. Ob sich das lohnt, hngt davon ab, wie viel Arbeitgeber zuschieen und welches Vorsorgemodell sie anbieten.
Niemand will im Alter den Grtel enger schnallen mssen. Doch die gesetzliche Rente wird bei vielen nicht ausreichen, wenn immer weniger Erwerbsttige immer mehr Rentner finanzieren mssen. Experten raten, frhzeitig Geld fr den Lebensabend anzusparen. Eine Mglichkeit ist die betriebliche Altersvorsorge (bAV).
Sozialversicherungspflichtig Beschftigte, additionally Angestellte, knnen sich eine Zusatzrente ber den Betrieb aufbauen. Sie vereinbaren mit dem Chef, dass ein Teil ihres Gehalts in einen Vorsorgevertrag flieen soll. Dieses Recht auf Entgeltumwandlung ist gesetzlich verankert. Auch Teilzeitbeschftigte und Minijobber haben diesen Anspruch.
Konzerne haben hufig eigene Versorgungswerke
Unternehmen schlieen oft fr die ganze Belegschaft eine Lebens- oder Rentenversicherung ab und bekommen so gnstigere Gruppentarife. Konzerne haben hufig eigene Versorgungswerke oder bieten das Sparen frs Alter ber Pensionsfonds an, die in Aktien investieren drfen. In welcher Type Angestellte ber den Betrieb vorsorgen knnen, entscheidet der Arbeitgeber (siehe Field am Fu des Artikels). Die Particulars regeln Arbeitsvertrag, Betriebsvereinbarung oder Tarifvertrag.
In der Vergangenheit bezahlten Unternehmen die Betriebsrenten ihrer Mitarbeiter allein – daher der Title betriebliche Altersversorgung. Vom Versorgen haben sich viele Arbeitgeber jedoch verabschiedet. Sie bieten Beschftigten stattdessen die Mglichkeit zur eigenen Vorsorge und stocken den Sparbetrag auf. Seit 2022 ist ein Arbeitgeberzuschuss in Hhe von 15 Prozent des umgewandelten Mitarbeiterbeitrags Pflicht – sowohl fr neue als auch fr bestehende Vorsorgevertrge. Voraussetzung ist jedoch, dass die Gelder in eine Direktversicherung, Pensionskasse oder einen Pensionsfonds flieen und Arbeitgeber Sozialversicherungsbeitrge sparen.
So frdert der Staat den Aufbau von Betriebsrenten
Dies ist meistens der Fall, denn der Staat frdert den Aufbau von Betriebsrenten, indem er in der Ansparphase weitgehend auf Steuern und Sozialabgaben verzichtet. Mitarbeiterbeitrge zur betrieblichen Altersvorsorge gehen deshalb vom Bruttogehalt ab. Sie flieen ohne Abzge direkt in den Vorsorgevertrag. Entsprechend reduziert sich der steuerpflichtige Lohn. Arbeitgeber und Beschftigte zahlen weniger Beitrge zur Kranken-, Pflege-, Renten- und Arbeitslosenversicherung – jeweils rund 20 Prozent.
Frher konnten Unternehmen diesen finanziellen Vorteil einstreichen – heute mssen sie ihn in die betriebliche Altersvorsorge ihrer Angestellten stecken. Cooks, die Mitarbeiter motivieren und halten mchten, geben mehr zur Betriebsrente dazu. Nachfragen lohnt sich, denn je hher der Zuschuss der Firma, desto eher rechnet sich die Vorsorge ber den Betrieb. Fr Beitrge bis zu 3504 Euro fallen 2023 keine Sozialabgaben an. Fr die Steuer gilt ein jhrlicher Freibetrag von derzeit 7008 Euro.
“Finanzieren Arbeitgeber die Altersvorsorge allein oder leisten einen erheblichen Beitrag dazu, lohnt sich eine Betriebsrente immer.” Klaus Stiefermann
Rund 18,4 Millionen Beschftigte haben Ansprche auf eine Betriebsrente, darunter viele Fach- und Fhrungskrfte. Die Verbreitung hngt stark vom Einkommen ab. Deshalb frdert der Staat seit 2018 die betriebliche Altersvorsorge fr Geringverdiener mit einem Monatseinkommen von unter 2575 Euro. Zahlen Cooks fr diese Mitarbeiter professional Jahr mindestens 240 bis maximal 960 Euro in einen Vorsorgevertrag ein, trgt der Staat davon 30 Prozent. Mehr als eine Million Beschftigte erhielt so bis Ende 2020 erstmals einen Betriebsrentenvertrag. Im Durchschnitt zahlten Arbeitgeber 570 Euro professional Mitarbeiter ein. Klaus Stiefermann hofft, dass sich noch mehr Unternehmen beteiligen. “Finanzieren Arbeitgeber die Altersvorsorge allein oder leisten einen erheblichen Beitrag dazu, lohnt sich eine Betriebsrente immer”, sagt der Geschftsfhrer des Fachverbands Arbeitsgemeinschaft fr betriebliche Altersvorsorge.
Zahlen Beschftigte hingegen den grten Teil der Beitrge selbst, msse man nachrechnen und prfen, ob das angebotene Betriebsrentenmodell genug Rendite erwirtschaftet, erklrt Stiefermann. Denn die lange Niedrigzinsphase machte die Altersvorsorge ber Versicherungen und Pensionskassen unattraktiv. Der Garantiezins betrgt aktuell magere 0,25 Prozent – knnte aber nach den Zinserhhungen der Europischen Zentralbank wieder steigen. Noch sind versicherungsbasierte Betriebsrenten nach Abzug der Kosten fr Sparer aber hufig ein Verlustgeschft.
Zudem tun sich Versorgungstrger in Niedrigzinsphasen schwer, garantierte Leistungen – wie eingezahlte Beitrge plus Mindestverzinsung – zu erwirtschaften. Fr Arbeitgeber ist das ein groes Risiko, denn sie haften in letzter Instanz, sollte die Betriebsrente geringer ausfallen, als vertraglich zugesichert.
Neue Variante soll neue Anreize schaffen
Eine neue Variante soll nun Anreize fr mehr betriebliche Vorsorge schaffen. Einigen sich Arbeitgeberverbnde und Gewerkschaften in Tarifvertrgen auf das “Sozialpartnermodell”, entfllt die Rentengarantie und somit auch die Arbeitgeberhaftung. Fr Betriebsrentner muss das kein Nachteil sein, denn Anbieter knnen dann Beitrge strker am Kapitalmarkt anlegen und hhere Renditen erwirtschaften. Bisher gibt es diese neue Type der betrieblichen Altersvorsorge aber nur in der Versicherungs-, Chemie- und Energiebranche. Die Gelder flieen jeweils in einen Pensionsfonds.
Im Idealfall bedeutet das: Firmen beteiligen sich finanziell strker am Aufbau einer betrieblichen Altersvorsorge fr ihre Beschftigten, die deutlich hhere Ertrge erzielt. Dies ist auch notwendig, denn im Alter mssen Betriebsrentner ihre Bezge versteuern. Gesetzlich Krankenversicherte zahlen zudem die vollen Beitrge zur Kranken- und Pflegeversicherung – nicht nur den Arbeitnehmeranteil. Diese hohen Abzge von im Schnitt 19,6 Prozent sind ein groer Nachteil der betrieblichen Altersvorsorge. Um Rentner zu entlasten, bleiben daher monatliche Betriebsrenten und Versorgungsbezge bis 169,75 Euro von der Beitragspflicht befreit. Wer hhere Zahlungen erhlt, muss nur auf den Teil der Betriebsrente, der den Freibetrag bersteigt, Krankenkassenbeitrge zahlen. Die Pflegeversicherung berechnet ihre Beitrge jedoch auf Foundation der tatschlichen Rentenzahlung, legt additionally den kompletten Betrag zugrunde.
Lohnt sich die betriebliche Altersvorsorge trotzdem noch? Pauschale Antworten sind hier schwierig. Interessierte sollten sich ihren konkreten Fall durchrechnen lassen. Privat Krankenversicherte zahlen nmlich keine Sozialabgaben. Auch Bezieher kleiner Betriebsrenten mssen in der Regel keine oder nur wenige Abzge befrchten. Wer im Alter auf die staatliche Grundsicherung angewiesen ist, kann zudem mindestens 100 Euro seiner Betriebsrente behalten. Darber hinausgehende Betrge werden anteilig angerechnet.
Gutverdiener sollten intestine nachrechnen
Gutverdiener sollten allerdings immer nachrechnen, wenn sie auf Bruttogehalt verzichten, um eine betriebliche Altersvorsorge aufzubauen. Die Ersparnis aus Steuern und Sozialversicherungsbeitrgen in der Ansparphase ist attraktiv fr einen schnellen Vermgensaufbau, aber nur wenn die Firma ein renditestarkes Vorsorgemodell anbietet. Andernfalls knnten Verwaltungskosten sowie hohe Abzge im Rentenalter die Anlage unrentabel machen.
Wer sich fr eine Entgeltumwandlung entscheidet, muss auch bercksichtigen, dass dadurch weniger Beitrge in die gesetzliche Rente flieen und Ansprche geringer ausfallen knnen. Zahlen Arbeitgeber aber einen grozgigen Zuschuss, rechnet sich die Betriebsrente meist. Fr alle, die hufig den Job wechseln oder sich selbststndig machen mchten, ist die betriebliche Altersvorsorge eher ungeeignet. Zwar drfen sie erworbene Rentenansprche bei einem Jobwechsel mitnehmen, doch eine bertragung auf den Vorsorgevertrag des neuen Arbeitgebers ist – wegen hoher Gebhren und mitunter schlechteren Konditionen – oft ein Verlustgeschft.
Hintergrund: Fnf Formen der betrieblichen Altersvorsorge
Direktversicherung
Arbeitgeber schlieen eine Lebens- oder Rentenversicherung zugunsten ihrer Beschftigten ab – meist als kostengnstigen Gruppenvertrag. Auch Hinterbliebene sowie eine Berufsunfhigkeit lassen sich absichern. Da der Kapitalerhalt im Vordergrund steht, drfen nur bis zu 35 Prozent der Gelder in Aktien angelegt werden. Die Niedrigzinsphase in den vergangenen Jahren ging auf Kosten der Rendite. Versicherer verzinsen Einzahlungen abzglich Kosten nur mit einem Garantiezins von 0,25 Prozent. Auch die berschussbeteiligungen sind gesunken.
Pensionskasse
Dieser Durchfhrungsweg ist bei tarifgebundenen Unternehmen verbreitet. Pensionskassen sind rechtlich selbststndig und kmmern sich um die Anlage und Verwaltung der Altersvorsorgegelder eines oder mehrerer Unternehmen. Ihre Leistungen hneln denen privater Lebensversicherer. Beschftigte haben einen Rechtsanspruch auf die vereinbarte Leistung.
Pensionsfonds
Im Unterschied zu Direktversicherung und Pensionskasse ist ein Pensionsfonds freier in der Vermgensanlage. Er darf die Beitrge am Kapitalmarkt anlegen, um hhere Renditen zu erzielen. Bis zu 100 Prozent Aktienquote sind mglich. Zinsgarantien gibt es keine, nur das eingezahlte Geld ist sicher. Die Hhe der Betriebsrente hngt somit vom Erfolg der Anlage ab. Mit Aktien und Fonds lassen sich oft hhere Ertrge erwirtschaften als mit niedrigverzinsten Versicherungen.
Untersttzungskasse
Konzerne und groe Unternehmen grndeten in der Vergangenheit oft eigenstndige Versorgungseinrichtungen, die sich um die betriebliche Altersvorsorge der Belegschaft kmmern. Untersttzungskassen sind in der Kapitalanlage frei: Beitrge knnen in Wertpapiere, aber auch im Unternehmen investiert werden, das hierfr einen Zins zahlt. Da Einzahlungen in unbegrenzter Hhe steuerfrei bleiben, eignet sich diese Vorsorgeform fr gutverdienende Fhrungskrfte. Viele Untersttzungskassen sichern die Rentenansprche inzwischen ber eine Rckdeckungsversicherung ab, um die zugesagte Rente spter auszahlen zu knnen.
Pensions- oder Direktzusage
Der Arbeitgeber verpflichtet sich, Mitarbeitern eine Betriebsrente zu zahlen. Die Hhe hngt meist vom Gehalt und der Beschftigungsdauer ab. Die Rente muss der Betrieb selbst erwirtschaften und bildet dafr Rckstellungen. Dadurch zahlt er weniger Steuern. Allerdings besteht das Risiko, dass die Gelder spter nicht ausreichen, um die zugesagten Betriebsrenten zu zahlen. Viele Betriebe schlieen daher eine Rckdeckungsversicherung ab.